Vorweg: Ja! Man braucht sich nicht wundern, wenn man zwei Tage vor Heilig Abend nach dem Mittagessen meint auf große Reise gehen zu müssen. Und doch: wird es hektisch sucht man die Schuld gerne bei den anderen und steht fluchend und hilflos an S-Bahn-Haltestellen oder Security Checks.
So geschehen bei mir. Bis 13 Uhr noch im Büro. Dann muss es auf einmal schnell gehen. Also ab zum Auto und in Richtung Flughafen aufgebrochen.
Fehler Nummer 1: (Boarding T -1:40)
Wie dilettantisch muss man sein, ernsthaft zu meinen, dass zwei Tage vor heilig Abend auf Münchens ohnehin schon hoffnungslos überfüllten Straßen eine zügige Anreise zum Flughafen möglich ist?
Selbstverständlich steht man da im Stau und wird unruhig. Die Zeit verrinnt und alle anderen um einen herum machen natürlich alles falsch und so sitzt man dann wie das HB-Männchen in seinem Auto. Dabei will man doch Weihnachten nur zu seiner Familie um gemeinsam ein paar besinnliche Tage zu haben und Geschenke auszutauschen. Auwehzwick! Geschenke! Da war noch was…
Fehler Nummer 2: (T -1:20)
Da war noch was! Ein Geschenk für die Tochter bei der Schwester abholen. Naja liegt fast auf dem Weg. Da fahr ich noch schnell vorbei. Dass das alles natürlich kostbare 15 Minuten Umweg bedeutet war zwar klar, aber: man wirds ja schliesslich irgendwie schaffen. Hat ja bisher immer geklappt. Doch schon da merke ich: heute wirds bestimmt sauknapp. Und daher fahre ich etwas unegstüm und wild gestikulierend auf die Autobahn bei Schwabing um weiter zum Flughafen zu düsen, das Auto auf dem Urlauberparkplatz zu parken und in Richtung S-Bahn-Haltestelle zu rennen. Vollkommen ausser Atem und „angenehm“ nass geschwitzt komme ich pünktlichst am Bahnsteig an um die 2-minütige Fahrt zum nicht mehr weit entfernten Terminal anzutreten. Dann Auftritt Deutsche Bahn!
Fehler Nummer 3: (T -0:35)
Ich gehe also die Treppe zum Bahnsteig hinunter und schaue auf die Uhr. Perfekt. In 5 Minuten bin ich am Terminal und kann meinen Koffer aufgeben. Denkst du! „Sehr geehrte Fahrgäste! Die S1 in Richtung Flughafen, Abfahrt 14:03 Uhr fällt aus.“
Ähm. Danke sehr. Da steh ich nun da! Eigentlich schon am Flughafen und muss auf die Deutsche Bahn warten. Und da rinnt sie hin. Meine Zeit. Vor lauter Wut möchte ich gerne irgendetwas auf den Boden werfen. Und so gehe ich unruhig auf und ab und motze vor mich hin. Die S-Bahn fährt letzten Endes um 14:17 Uhr ein und ich habe fast schon aufgegeben.
Im Terminal angekommen zählt dann nur noch eines: Jetzt muss alles sehr sehr schnell gehen. Ich renne durch die Menschenmassen wie durch Slalomstangen. Durchkurve sämtliche Hindernisse wie ein Kellner die betrunkenen Gäste auf dem Oktoberfest. Wuchte meinen Trolly von links nach rechts. Das muss sehr ungelenk ausgesehen haben, weil der Trolly natürlich permanent umkippt wenn man hektisch rennt.
Gott sei Dank gibts Gepäckaufgabe-Automaten. Der Digitalisierung sei Dank geht heute alles super Automatisch. Jaja! An der Digitalisierung führt kein Weg vorbei. Nein, auch hier nicht! Der QR Code will vom Automaten nicht erkannt werden und so breche ich schwitzend und schnaufend an der Gepäckaufgabe in lautes Fluchen aus. Dann plötzlich mag mich der Automat doch und ich kann endlich Ballast loswerden. Also den Koffer!
Fehler Nummer 4: (T -0:15)
Jetzt noch kurz durch den Security Check. Hoppla. Stimmt ja. Wir sind ja in München. Eines der Drehkreuze des europäischen Reiseverkehrs. Und zumindest heute: der schreiend laute Hauptknotenpunkt für die Reisen in die stade Zeit! Das dauert hier ja durchaus auch noch mal ein paar Minuten. Sämtliche Small-Talks der Personen vor mir gehen mir jetzt gehörig auf die Nerven. Ich verdrehe die Augen und zapple ungeduldig in der Schlange herum. Das Personal ist trotz diesen Massen sehr freundlich, was mich wenigstens ein bisschen beruhigt.
Dann bin ich endlich drin. Noch sinds 10 Minuten bis zum Boarding. Ich renne zum Gate. Gehzeit 14 Minuten. Na herzlichen Dank. Jetzt wirds eng! Also noch enger wie eh schon. Hilft ja nix. Weiterrennen. Juhu! So komme ich heute auch noch zu meiner Sporteinheit die mir in dieser Woche kein einziges Mal gelingen wollte.
Und wieder renne ich wie ein völlig verrückter durch den Flughafen. Jetzt zum K-Terminal. Und wieder muss ich eine Bahn nehmen. Die kommt natürlich erst in vier Minuten. Und so stehe ich wieder völlig hilflos an einer Haltestelle und warte. Wertvolle Sekunden verrinnen.
Die Bahn kommt! Diesmal aber die Flughafen-Bahn und daher auch zuverlässig und pünktlich. Ich steige ein.
Der Zug beginnt zu rollen. Noch 3 Minuten bis zum Boarding. Ich hetze aus dem Zug und erreiche pünktlich um 14:40 das Gate zum Boarden. Steige ein und fliege los.
Jetzt bin ich froh meine Reise und meinen Weihnachtsurlaub beginnen zu können. Und am Ende blicke ich lachend zurück auf die hektischsten 2 Stunden im Jahresendgeschäft. Nämlich die, die mich in den Urlaub bringen und in denen ich ein paar Menschen auf der Straße zu unrecht beschimpft und mich über andere in diversen Warteschlangen zu unrecht geärgert habe. Der Wahnsinn der zu dieser Zeit auf Deutschlands Straßen, Bahnhöfen und Flughäfen herrscht ist schon sehr sehr seltsam. Alles nur, damit man die ruhigste und besinnlichste Zeit des Jahres in Angriff nehmen kann. Kein Wunder. Wenn jeder so durch die Gegens hetzt, dann braucht man danach auch ein paar Tage Ruhe.
Nur bei einer Sache bin ich immer noch genervt. Die Zuverlässigkeit der Deutschen Bahn. Denn darauf, dass im wichtigsten Moment ein Zug oder eine S-Bahn nicht erscheinen: darauf kann man einen lassen!
Ich schreibe diesen Eintrag und bemerke, dass die Zeit hier im Flug sehr schnell verging. So lande ich in Münster und bin angekommen.
Jetzt holt mich die Schwiegermama ab. Pünktlich! Dann gibts noch ein Weissbier, weil wenn man Weihnachten nicht daheim sondern im hohen Norden verbringt bedarfs ein paar bayerischen Eckpfeilern. Und am 26. gehts schon wieder heim. In die Berge. Hauptsache der Terminkalender ist gerammelt voll :))
Frohe und besinnliche Weihnachten wünsche ich!